Die Pinot-Traube, zu der auch der Blauburgunder zählt, ist eine der ältesten und edelsten Rebsorten der Welt. Man geht davon aus, dass sie bereits seit 2000 Jahren kultiviert wird. Ausgehend von seiner Heimat Burgund hat der Blauburgunder, auch als Spätburgunder, Pinot Noir oder Pinot Nero bekannt, Weinanbaugebiete auf der ganzen Welt erobert. In Südtirol wird der Burgunderkönig unter den Rotweinen seit Mitte des 19. Jahrhunderts angebaut. Hier gedeiht er am besten in mittelhohen, nicht zu heißen Lagen und ergibt fein strukturierte, elegante Weine. Blauburgunder gilt als Diva unter den roten Rebsorten. Die edle Sorte stellt hohe Ansprüche an Klima und Boden und verlangt viel Fingerspitzengefühl und Sorgfalt im Anbau und im Keller. In Schreckbichl wird er auf 30 Hektar, sprich 10 Prozent der Gesamtfläche, angebaut und ist die wichtigste Rotweinsorte der Kellerei.
Ein Qualitätsprojekt beginnt
Vor zehn Jahren startete Schreckbichl ein neues Qualitätsprojekt zur Sorte Blauburgunder. Das Vorhaben: die Qualität des Top-Blauburgunders konstant nach oben zu schrauben. Kellermeister Martin Lemayr erklärt: „Wir starteten dieses Projekt damit, die besten Blauburgunder Weinberge in Schreckbichl zu finden. Zahlreiche Weinberge wurden ausgewählt und beobachtet, Böden analysiert und die Trauben Aromaanalysen unterzogen. Schlussendlich kristallisierten sich sechs verschiedene Weinberge als Toplagen heraus. Diese wurden zur „Blauburgunder Qualitätsgruppe II“ zusammengefasst. Die Weinberge befinden sich in Girlan und in Auer und gehören sechs unterschiedlichen Weinbauern.“
Einer davon ist Andreas Mayr. Sein Weinberg liegt in Schreckbichl/Girlan, auf 470 Metern Meereshöhe und hat eine östliche Ausrichtung. „Diese luftige Hanglage ist ideal für den Anbau von Blauburgunder“, so Mayr. Die Trauben sind hier sonnigen Tagen und kühlen, windigen Nächten ausgesetzt. Besonders wichtig für die rote Burgundersorte, da sie deutliche Tag-Nacht-Temperaturunterschiede braucht, um das für den Blauburgunder charakteristische finessenreiche Aromenspiel zu entwickeln. Welche Eigenschaften muss ein Blauburgunder-Winzer mitbringen, fragen wir Mayr: „Vor allem benötigt man gute Nerven“, erzählt er schmunzelnd. „In so manchem herausfordernden Jahr hat mich Kellermeister Martin Lemayr gefragt, ob ich denn noch die Geduld und Nervenstärke hätte die Trauben für ein paar weitere Tage hängen zu lassen.“ Entscheidende Tage, in denen die Trauben noch weiter reifen können, was vor allem bei der Sorte Blauburgunder entscheidend ist. „Bisher konnte ich immer bejahen“, schließt Andreas Mayr.
Eine Hassliebe
Auch Maximilian Niedermayr, Obmann der Kellerei Schreckbichl und Blauburgunder-Winzer, kennt die Herausforderungen der Sorte nur zu gut: „Mit dem Blauburgunder verbindet mich eine Hassliebe“, erzählt Max Niedermayr lachend. „Ich liebe den Wein und mag die Herausforderung beim Anbau von Blauburgunder, doch zugleich bringt er mich jedes Jahr aufs Neue wieder zum Schwitzen.“ Um diese Herausforderungen zu verstehen, muss man die Traube genauer betrachten: Sie ist sehr dünnhäutig und dementsprechend anfällig für Fäule und Pilzkrankheiten. Auch ist sie wählerisch, was das Klima angeht: Es darf weder zu warm sein, da sie sonst zu schnell reift und die Traube von der Sonne „verbrannt“ wird, noch zu kühl, da die Trauben eine sehr gute Reife benötigen, um die breite Vielfalt entfalten zu können.
Um dem Blauburgunder-Anbau gerecht zu werden braucht es neben naturgegebenen Eigenschaften auch viel Passion für die Sorte. Die bestätigt auch der Girlaner Weinbauer Manfred Niedermayr, dessen Familie seit Mitte der 1980er Jahre Blauburgunder in der Lage Gschleier anbaut: „Die größte Herausforderung beim Anbau von Blauburgunder ist es wohl den Rebstock in Balance zu halten und das Wachstum optimal hinzukriegen.“
Warum diese Mühen?
Warum aber tun sich die Weinbauern dies an? Bei dieser Antwort sind sich die drei Winzer einig. Manfred Niedermayr: „Blauburgunder ist eine sehr elegante Sorte und im Trunk unglaublich spannend. Kaum ein anderer Wein hat eine solch breite Aromenvielfalt, ein so breites Spektrum wie der Blauburgunder. Er spiegelt die Böden, wo er gewachsen ist und den Jahresverlauf so gut wie keine andere Sorte wider.“
Der Schreckbichler Kellermeister Martin Lemayr bestätigt: „Blauburgunder übt tatsächlich eine große Faszination, auch für mich als Kellermeister, aus. Umso mehr freut es mich, dass wir 10 Jahre nach Beginn des Qualitätsprojektes Blauburgunder, auch ein Resultat präsentieren dürfen: den Blauburgunder Lafóa“.